Die Temperaturen sind um die 30 Grad, die Kindern toben zwischen Pool, Gartenmöbel und Hängematte hin und her, die Nächte sind lau und sowieso deutet alles auf Sommer. Bis auf ein Detail, das so manchen Besitzer extrem stören kann. Der Kastanienbaum hat bereits braune Blätter, die ihm schon im August nach und nach ausfallen. Hier sieht alles bereits nach Herbst aus. Was man dagegen tun kann, ist in den folgenden Zeilen zusammengetragen.
Inhaltsverzeichnis
Die Schuldige: Die Miniermotte
Lässt die Kastanie schon mitten im Sommer die Blätter fallen, ist ein kleines Insekt daran schuld: Die Miniermotte. Sie wird auch Rosskastanienminiermotte oder Balkan-Motte genannt und stammt aus Albanien, Mazedonien und Griechenland. Dahinter verbirgt sich ein kleiner Schmetterling, dessen Raupen und Puppen sich in der gewöhnlichen Kastanie entwickeln. Sie verbreiten sich extrem schnell und haben kaum natürliche Feinde. Der Falter ist fünf Millimeter klein, metallisch-braun und hat weiße Querstreifen mit einem schwarzen Rand.
Das Fatale: Die Larven zernagen die Blätter der Kastanie, sodass diese schon frühzeitig braun werden. Sie fressen im Inneren des Blattes und sind so gut geschützt. Pro Saison bringt die Miniermotte drei bis vier Generationen zum Vorschein. Auch überwintern sie im Falllaub, sodass im kommenden Jahr die Plage erneut auftreten wird. Die ersten Falter schlüpfen aus den Puppen, sobald der Baum erblüht. Dann legen sie weitere Eier. Der Baum bekommt kaum eine Verschnaufpause und so lässt er die angenagten und erbräunten die Blätter bereits im Sommer fallen.
Maßnahmen gegen die Miniermotte
Neben der Optik steht auch die Gesundheit des Baumes bei solch einem Befall auf dem Spiel. Zwar ist die Kastanie robust und kann an der Miniermotte nicht eingehen, aber die Entwicklung der Pflanze wird dennoch gehemmt. Daher ist ein Vorgehen gegen die Miniermotte ein Muss. Doch ein Allheilmittel gibt es nicht. Es stehen fünf verschiedene Maßnahmen zu Verfügung:
- mit Chemie
- mit Pheromonen
- durch Sammlung der Blätter
- Impfung des Baumes
- Einsatz natürlicher Feinde
Der Miniermotte den Garaus zu machen, ist damit jedoch nicht einfach. Denn jede Methode hat ihre Schwächen. Wichtig ist: Je früher der Befall erkannt wird, desto besser können Maßnahmen dagegen greifen. Die ersten Schäden sind schon im Frühjahr an den Blättern zu erkennen.
Chemie gegen den Falter
Der Handel hat Produkte parat, die mittels des Wirkstoffes „Diflubenzuron“ die Larven absterben lassen und das Schlüpfen der Larven verhindern. Dieses Produkt sollte im April oder Mai auf die Kastanie gespritzt werden. Weitere Präparate beinhalten die Wirkstoffe „Azadirachtin“ und „Methoxyfenzoid“. Ersteres wird ins Innere der Pflanze aufgenommen und erreicht auch die gut geschützten Nachkommen. So blockiert es die Vermehrung der Miniermotte. Zweites bewirkt ebenfalls ein Absterben der Larven. Die chemische Methode kann sehr gut bei einem einzelnen Baum angewandt werden. Doch bei großflächigem Befall ist sie nicht ratsam, da die Chemie auch Mensch und Umwelt schaden kann.
Sexuallockstoffe und Impfung
Ein weiterer Weg ist der Einsatz von Pheromonen. Damit soll die Miniermotte durcheinandergebracht und ihre Vermehrung gestoppt werden. Die Männchen fliegen eher auf Hormonfallen anstatt den Weibchen zu. Die haben somit weniger Paarungspartner zur Verfügung und können sich nicht vermehren. In der Schweiz wurde ein Impfstoff zugelassen, der der Kastanie helfen soll. Mittels „Revive“ soll im Baum die Entwicklung der Motte über Jahre hinweg unterdrückt werden. Andere Impfmethoden beinhalten wiederum chemische Stoffe, die die Larven abtöten.
Natürliche Feinde und Methoden
Wenn Sie nicht zu Chemie greifen möchten, haben Sie auch einige natürliche Mittel zur Verfügung. Die Miniermotte hat zwar kaum natürliche Feinde, aber ist nicht vollständig von ihnen befreit. Die Blau- und Kohlmeise beispielsweise pickt gerne in den Blättern von befallenen Kastanien. Auch die Erzwespe „Pnigalio Agraules“ frisst die Motte. Die Südliche Eichenschrecke verspeist die Larven und Puppen ebenfalls. Der Nachteil ist, dass keiner dieser Fraßfeinde auf die Miniermotte spezialisiert ist. Eine gezielte Ansiedlung der natürlichen Feinde ist auch kaum möglich.
Daher empfiehlt es sich, hier weitere Maßnahmen zu kombinieren. Da dieses Insekt im Falllaub überwintert, müssen Sie dieses ganzjährig sammeln und vernichten. Und das relativ zeitnah. Denn die Larven verkriechen sich bereits zwei bis drei Tage nach Laubfall in den Boden, wo sie ebenfalls die kalte Jahreszeit überstehen können. Eine einfache Kompostierung reicht somit nicht. Örtlich sind Verbrennen oder tiefes Vergraben des Laubes zur Mottenbekämpfung erlaubt. Untersuchungen des Pflanzenschutzamtes in Berlin haben dieser Methode die besten Chancen zur Beseitigung bescheinigt.
Vorbeugung
Wenn Sie eine Rosskastanie im eigenen Garten stehen haben, sollten Sie der Miniermotte unbedingt auch vorbeugen. So gilt es auch bei Nichtbefall, die Blätter immer zeitnah zu beseitigen und nicht zu kompostieren. Zudem können Feinde im Garten angesiedelt werden. Ein Meisenhotel in die Kastanie hängen kann hilfreich sein. Bei jungen Kastanien oder neuen Anpflanzungen empfiehlt es sich sogar zusätzlich mit Pheromonfallen zu arbeiten, um einen Befall erst gar nicht zuzulassen.