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Stoffe und Garne natürlich färben

Bildquelle: © severija/Shutterstock.com

Vielleicht haben Sie sich schon einmal gefragt, wie unsere Vorfahren eigentlich die Kleidung der Familie gefärbt hat. Über viele Jahrtausende wurden die Textilien nämlich mit Farben aus der Natur gefärbt. In den meisten Fällen wurden die farblichen Substanzen dabei aus Mineralien und Pflanzen gewonnen. Jedoch war der Prozess, die Kleidung zu färben, relativ aufwändig. In diesem Text erfahren Sie alles, was Sie über das natürliche Färben von Stoffen und Garnen wissen müssen und worauf Sie achten sollten.

Natürliches Färben – synthetisches Färben

Früher wurde die Kleidung ganz üblich mit Substanzen aus der Natur gefärbt. Erst im 19. Jahrhundert entwickelte man in Europa synthetische Farbstoffe, mit denen man Stoffe und Garne in großen Mengen industriell bedrucken und färben konnte. Jedoch hatte der synthetische Farbstoff auch einen großen Nachteil, denn er war umweltschädlich. Abwässer wurden dadurch mit Giftstoffen versetzt und durch die gefärbten Textilien kam es zu Allergien sowie Hautreizungen.
Seit den 1970er Jahren befasste man sich dann wieder mehr mit natürlicher Kleidung sowie auch mit Pflanzenfasern aus dem Bioanbau. Dadurch wuchs auch die Bedeutung der Naturfarben bei der Kleidung und im Wohnbereich erneut.

Der Unterschied

Doch was ist eigentlich genau der Unterschied zwischen dem natürlichen und dem synthetische Färben? Allgemein gibt es dabei einen sehr großen Unterschied: Während man beim synthetischen Färben mit industriellen Farbstoffen färbt, nutzt man beim natürlich Färben Farbstoffe, die von Mineralien und Pflanzen stammen.

Es gibt jedoch noch weitere Aspekte, in denen man den Unterschied bemerkt. So kann man beim synthetischen Färben ganz bestimmte Farben in gleicher Ausprägung kreieren. Beim natürlichen Färben kann es zu naturbedingten Schwankungen in Bezug auf die Qualität der Farbstoffe kommen. Synthetische Farben erzielen auch bei unterschiedlichen Stoffen das gleiche Ergebnis. Bei natürlichen Farben ist dies ein wenig schwieriger, da dort viele Faktoren ausschlaggebend sind. Jede Faserart reagiert zum Beispiel ganz unterschiedliche auf die Naturfarbe und die Stoffe reagieren auch nicht bei jeder Faser gleich. Auch die Behandlung der Faser spielt eine große Rolle und beeinflusst den Farbton und die Intensität.

Welche Stoffe lassen sich färben?

Doch welche Stoffe lassen sich überhaupt natürlich färben? Dafür eignen sich am besten Naturfasern, also Stoffe aus Leinen, Baumwolle, reiner Seide oder Wolle. Doch auch Mischgewebe kann gefärbt werden, sofern der Anteil der natürlichen Fasern mindestens 50 Prozent beträgt. Sie sollten jedoch bedenken, dass die Intensität bei Mischgewebe teilweise deutlich schwächer ist als bei reiner Naturfaser. Jedoch hängt das Ergebnis des Färbens auch von der Grundfarbe ab, denn wenn der Stoff weiß ist, wird das Ergebnis eher den Erwartungen entsprechen. Wenn die Grundfarbe eine andere ist, wird das Ergebnis meist dunkler ausfallen. Außerdem vertragen nicht alle Farben und Stoffe heißes Wasser, deshalb sollten Sie sich vorher über die Eigenheit der Textilien informieren, die Sie färben möchten.

Welche Pflanze für welche Farbe?

Bevor Sie mit dem Färben des Stoffes loslegen können, müssen Sie sich natürlich erst einmal überlegen, welche Farbe am Ende erzielt werden soll. Dementsprechend müssen Sie dann das Färbemittel auswählen. Möchten Sie Ihren Stoff zum Beispiel Gelb färben, eignet sich Kamille sehr gut. Bei einem leichten Grün sollten Sie sich führ Spinat entscheiden. Um ein Pinkes Ergebnis zu erzielen, haben Sie mehrere Möglichkeiten, Sie können sich zwischen der Erdbeere, Himbeere, Brombeere oder Wildkirsche entscheiden. Bei einem helleren Pink sollten Sie zum Rotkohl greifen. Für Braun sollten Sie Kaffee oder schwarzen Tee nehmen. Indigo eignet sich bei einem blauen Ergebnis und Gelb oder Orange erzielen Sie mit einer Zwiebelschale.

So färben Sie Stoffe und Garne

Wenn Sie sich für eine Farbe entschieden und das entsprechende Mittel zur Hand haben, kann es losgehen. Es empfiehlt sich übrigens, das Pflanzenmaterial zu sammeln, wenn die Pflanze ihre volle Farbpracht zeigt. Blüten sollten frisch sein und Beeren sehr reif.

Zerkleinern Sie das Material in kleine Teile und legen Sie diese in einen großen Topf. Bedenken Sie, dass der Topf anschließend nicht mehr zum Kochen verwendet werden kann. Anschließend messen Sie die Menge an Material und geben doppelt so viel Wasser hinzu. Bringen Sie dann die Mischung zum kochen und lassen Sie sie mindestens eine Stunde sieden. Nach dieser Stunde sieben Sie dann das Material aus und stellen den Topf mit der Farbe zur Seite. Nun müssen Sie Ihren Stoff erst einmal in ein farbfixierendes Bad, wie Salzwasser oder ein Essigbad, geben. In diesem Bad bleibt der Stoff nun eine Stunde liegen ehe Sie in wieder herausholen und gründlich auswringen. Anschließend können Sie den Stoff in den Topf mit der Farbe legen und so lange darin lassen, bis die gewünschte Farbe erreicht ist. Dabei müssen Sie beachten, dass die Farbe im trockenen Zustand heller ist als im nassen Zustand. Zum Schluss holen Sie den Stoff aus dem Färbebad – am besten mit Handschuhen – wringen ihn gründlich aus und hängen ihn zum Trocknen auf.

Und schon haben Sie einen Stoff in Ihrer gewünschten Farbe gefärbt. Beim Waschen bitte beachten: Natürlich gefärbte Kleidung nur mit kaltem Wasser bis max 30°C waschen.